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Mahomes, Burrow, Lamar – und die ewige Frage nach der Quarterback-Krone

Quarterback-Tiers! Klingt erstmal wie so eine wilde Pokémon-Sammelkarte – ist aber in Wirklichkeit das Lieblingsranking vieler NFL-Insider. Und nein, es sind nicht wir Fans, die da wild bei Twitter abstimmen, sondern die Leute, die wirklich jeden Tag mit Football leben: Coaches, General Manager, Scouts. Die dürfen sagen, welcher Quarterback ein echter Tier-1-Boss ist, wer nur knapp darunter rangiert – und wer eben eher in der Kategorie‚ solide, aber nix für die große Bühne‘ landet. Kurz: Das ist kein Beauty-Contest, sondern der Blick aus der Kabine.

Photo: Shutterstock

Wer definiert eigentlich den Quarterback-Maßstab?

Quarterback-Tiers! Klingt erstmal wie so eine wilde Pokémon-Sammelkarte – ist aber in Wirklichkeit das Lieblingsranking vieler NFL-Insider. Und nein, es sind nicht wir Fans, die da wild bei Twitter abstimmen, sondern die Leute, die wirklich jeden Tag mit Football leben: Coaches, General Manager, Scouts. Die dürfen sagen, welcher Quarterback ein echter Tier-1-Boss ist, wer nur knapp darunter rangiert – und wer eben eher in der Kategorie‚ solide, aber nix für die große Bühne‘ landet. Kurz: Das ist kein Beauty-Contest, sondern der Blick aus der Kabine.

Mahomes, Burrow & die Tier-1-Debatte: Wer definiert eigentlich den Quarterback-Maßstab?

Wenn man heute so eine Umfrage macht, „Wer ist der beste Quarterback der Liga?“, dann landet Patrick Mahomes in 9 von 10 Fällen auf Platz eins. Punkt. Ende. Feierabend. Und trotzdem spürt man langsam ein Ziehen in der Luft – wie wenn ein Sommergewitter aufzieht, auch wenn die Sonne noch scheint. Aber wie bei allen Königen der Statistik gibt es Anzeichen, dass die Krone wackeln könnte.

Die Zahlen zeigen eine spannende Entwicklung: Mahomes hat in seinen sieben NFL-Saisons 50-Plus-Touchdowns in drei Spielzeiten geworfen und hält eine Karriere-Passing-Completion-Rate von 66,2 %. Doch in der Saison 2024 lagen seine Downfield-Zahlen deutlich unter seinem Durchschnitt: nur 7,1 Yards pro Attempt tief (>20 Yards), verglichen mit 9,3 Y/A in seiner MVP-Saison 2022. Selbst die Top-Statistiken wie 11:0 Siege gegen Division-Rivalen können nicht darüber hinwegtäuschen, dass seine Effizienz und sein Big-Play-Output leicht zurückgegangen sind.

Mahomes hat sich diesen Brady-Status erarbeitet. Nicht der, bei dem man jede Woche fragt, wie gut war er wirklich?, sondern der, bei dem man einfach davon ausgeht, dass er besser ist als alle anderen. Und seine Stats: Nun ja, sie sind inzwischen mehr solide als spektakulär. Statt „Liga in Flammen setzen“ ist es mehr „kontrolliertes Feuerchen im Kamin“. Seine tiefen Würfe sind nicht mehr so tödlich, Travis Kelce ist älter geworden, und auf den Receiver-Positionen herrscht seit Tyreek Hills Abgang ein ewiges Casting nach einer neuen Anspielstation für Mahomes.
Mahomes ist inzwischen mehr Pitcher, der geschickt variiert, statt auf jedem Fastball die 100 mph rauszuhauen. Clever, effizient – aber nicht mehr jedes Jahr MVP-Material. Er wirft keine 50 Touchdowns mehr pro Jahr. Er ist nicht mehr der Typ, der die Liga im Alleingang sprengt. Mahomes ist aber immer noch derjenige, dem man in der letzten Minute mit 80 Yards vor sich und ohne Timeouts vertrauen würde. Und machen wir uns nix vor: Patrick Mahomes ist momentan der Endgegner. Der Bowser der NFL. Egal wie du’s drehst, egal wie du’s wendest – am Ende wartet irgendwo ein rotes Jersey mit der 15 drauf.

Eine kleine Gruppe von Analysten und Fans flüstert inzwischen: „Was, wenn Josh Allen oder Joe Burrow Mahomes die Stirn bieten?“ Was passiert, wenn Kansas City mal nicht den Super Bowl holt? Wenn Josh Allen eine MVP-Saison spielt? Wenn Joe Burrow gesund bleibt und in Cincinnati die Division gewinnt? Dann haben wir plötzlich kein in Stein gemeißeltes Tier-One-Universum mehr, sondern eine Debatte.

Interessant ist auch der Kontext: Die Chiefs kontrollieren Spiele oft mit einer stärkeren Defense, während Burrow in Cincinnati mehr Scrambles und improvisierte Plays absolvieren muss. Das zeigt, wie sich Quarterbacks heute entwickeln – nicht nur als Passmaschinen, sondern als multifunktionale Athleten. Josh Allen und Lamar Jackson sind Paradebeispiele: Allen brachte 2023/24 3.894 Passing-Yards und 41 Touchdowns, Jackson 3.674 Yards und ein spektakuläres 41:4 TD-zu-INT-Verhältnis. Dennoch rangieren beide bei vielen Analysten hinter Mahomes und Burrow, weil die reine Passstatistik traditionell höher bewertet wird als das Laufspiel.

Burrow – Der Chirurg

Burrow ist im Grunde das Gegenstück zu Mahomes. Kein Impro-Theater, kein „Ich roll mal 15 Yards nach rechts und zaubere irgendwas aus dem Handgelenk“. Burrow ist der Chirurg. Kaltes Messer, präziser Schnitt. Der Junge sieht immer aus, als käme er gerade aus einem Werbespot. Die Defenses wissen, was kommt, und können es trotzdem nicht verhindern. Er gilt inzwischen als bester „reiner Passer“ – und in einer Liga, die Passspiel immer noch höher gewichtet als Quarterback-Runs, reicht das für einen sicheren Platz im Tier-One-Club. Joe Burrow profitiert davon, dass er seine Offensive zunehmend auf seine Passfähigkeiten zuschneiden kann. Mit 653 Dropbacks in 2024 (fast 100 mehr als Mahomes) und einer Completion-Rate von 67,1 % übertraf er Mahomes in vielen kumulierten Statistiken. „Burrow ist der beste pure Passgeber der Liga“, sagt ein NFL-Analyst:

„Seine Fähigkeit, Druck zu antizipieren und präzise Würfe zu liefern, hebt ihn auf ein anderes Level.“

Und ja, klar, es hilft, wenn man Jamar Chase im Team hat.

Lamar – endlich der Beweis

Und dann Lamar. Zwei MVP-Titel – und trotzdem haben viele ihn nie so richtig in die „Tier-One“-Ecke geschoben. Zu flashy, zu sehr vom Laufspiel abhängig, hieß es. Doch die letzten zwei Jahre haben den Spieß umgedreht: Lamar hat gezeigt, dass er auch als Passer dominieren kann. Eine Offense, die mehr auf sein Arm-Talent setzt, plus stabile Playoff-Leistungen – und plötzlich hat er doppelt so viele Stimmen in Tier One wie noch vor einem Jahr. –46 von 50 befragten NFL-Insidern sagen: Tier One, fertig.

Interessant ist, dass seine Gegner – die Defensive Coordinators – ihn oft gar nicht so sehr „respektieren“ wie Mahomes oder Burrow. Eher ein genervtes: „Der Typ ist ein Albtraum, weil wir unser Playbook in den Müll werfen können, sobald er losrennt.“ Aber wisst ihr was? Genau das ist Respekt. Auf die harte Tour.

Statistisch? In seiner MVP-Saison 2023 hat er über 3.600 Yards geworfen, knapp 900 erlaufen und die Ravens zur besten Bilanz der AFC geführt. Sein Passer Rating in den Playoffs? 100,4 – also nix mehr mit dem alten Märchen ‚Der kann nur in der Regular Season glänzen‘.

Ein Defensiv-Coordinator brachte es auf den Punkt:

„Du kannst das perfekte Play callen, und Lamar macht es trotzdem kaputt.“

Und mal ehrlich: Defenses hassen ihn wirklich. Gegen Lamar zu spielen ist für Defensive Coordinators wie für uns die Steuererklärung: du weißt, es wird wehtun, du weißt, es nervt – und am Ende kommst du trotzdem nicht drum rum.

Fun Fact am Rande: Jackson ist der einzige Quarterback in der NFL-Geschichte mit zwei Saisons, in denen er mindestens 3.000 Yards geworfen und 1.000 erlaufen hat. Dual Threat? Das ist längst Understatement – das ist eine Naturgewalt.“

Josh Allen – Dr. Jekyll & Mr. Hyde

Josh Allen ist so ein Quarterback, den du dir eigentlich im Labor zusammenbauen würdest: 1,96 groß, Arm wie eine Kanone, Beine wie ein Tight End – und wenn er mal läuft, dann läuft er eher über dich drüber, als dass er an dir vorbeischleicht.

Seit 2018 in Buffalo am Start, hat er aus den Bills ein echtes Schwergewicht gemacht.

Statistisch? 2023 wieder über 4.300 Passing Yards, dazu 29 Touchdowns in der Luft – und, weil’s ihm noch nicht reicht, noch mal 15 (!) Rushing-Touchdowns obendrauf. Damit ist er der erste QB der NFL-Geschichte, der in fünf Saisons jeweils mindestens 35 kombinierte Passing- und Rushing-TDs hingelegt hat. Und Josh Allen hat in seiner Karriere bereits über 50 Rushing-Touchdowns – mehr als viele Running Backs, die in der gleichen Zeit gespielt haben. Und das als Quarterback.

Ein Defensive Coach hat’s mal so gesagt:

„Wenn du denkst, du hast die Bills gestoppt, dann kommt Allen mit diesem Quarterback-Power-Run und macht dir das Leben zur Hölle.“ Er ist Cam Newton auf Steroiden – nur mit mehr Touch-Pässen.“

Playoffs? Klar, da hängt noch der Makel, dass er Mahomes nicht aus dem Weg räumt – man denke nur an das 13-Sekunden-Drama 2022. Aber selbst da hat Allen mit 9 Touchdown-Pässen und keinem einzigen Turnover eine Playoff-Serie gespielt, die statistisch fast schon absurd war.

Kurz gesagt: Tier One. Wenn er heiß läuft, ist er wie ein Schneepflug im Winter in Buffalo – du kannst dich hinstellen, aber er fährt trotzdem durch.“

Hurts – der unterschätzte Anführer

Jalen Hurts ist wie dieser Kumpel, den keiner so richtig ernst nimmt, bis er dich beim Poker Abend für Abend leer räumt. Spielt den Eagles einen Super Bowl, gewinnt ihn, holt den MVP – und trotzdem sagen nur drei Leute: „Tier One.“
Ganz ehrlich? Ich glaube, Hurts ist einer dieser Quarterbacks, die man erst wirklich wertschätzt, wenn sie mal fehlen. Bis dahin bleibt er „Mr. Zuverlässig“ – und das ist manchmal fast ein größeres Kompliment als all die Hype-Schlagzeilen.

Die College-Story alleine schon ein Film: bei Alabama gebencht für Tua, zu Oklahoma gewechselt, dann trotzdem Zweitrundenpick – und heute das Gesicht der Eagles.

Statistisch? 2022 seine große Explosion: über 3.700 Passing Yards, 22 Passing-TDs, dazu 13 Rushing-TDs. In den Playoffs hat er die Eagles fast im Alleingang in den Super Bowl getragen, wo er 304 Yards und 4 Touchdowns gegen Mahomes rausgehauen hat. Spoiler: Er hat das Spiel nicht verloren, er hat’s nur nicht alleine gewinnen können.

2023 war wilder: 23 Passing-TDs, 15 (!) Rushing-TDs – und damit hat er Cam Newtons Rekord für die meisten Rushing-Scores eines QBs in einer Saison eingestellt. Die berüchtigte „Tush Push“ oder „Brotherly Shove“? Ohne Hurts’ Beine und seine Power im Squat-Rack (angeblich stemmt er über 600 Pfund) wäre das Ding nie so ein Cheat Code geworden.

Hurts ist der erste QB in der NFL-Historie, der in zwei aufeinanderfolgenden Saisons jeweils 10+ Rushing-TDs erzielt hat – und das Ganze mit einem Lächeln, das in Philly mittlerweile fast so populär ist wie Cheesesteaks.

Kurz gesagt: Wenn Mahomes die Magie ist und Josh Allen die Kanone, dann ist Hurts der Bulldozer mit GPS – er findet immer den Weg in die Endzone.“

Und Aaron Rodgers?

Natürlich darf man Aaron Rodgers nicht vergessen. Für manche ist er immer noch ein Genie, für andere ein alter Mann, der zu lange an der Seitenlinie stand. Tier One bis Tier Four – er hat von allem Stimmen bekommen. Das sagt eigentlich alles. Rodgers ist die menschgewordene Quarterback-Debatte.

Aaron Rodgers – die wandelnde Netflix-Doku. Einer der besten Werfer, die dieses Spiel je gesehen hat, und gleichzeitig der Quarterback, der jede Pressekonferenz in eine kleine Stand-Up-Show verwandeln könnte. 4× MVP, ein Super Bowl-Ring, endlos viele Highlights.

Statistisch? Über 59.000 Passing Yards, 475 Touchdowns – und die wohl krasseste TD-INT-Ratio der NFL-Geschichte (fast 5:1!). Kein anderer Quarterback schützt den Ball so gut und bringt gleichzeitig solche Raketen an den Mann. Seine MVP-Saisons 2020 und 2021 waren fast schon unverschämt effizient: 85 TDs bei nur 9 Interceptions. Rodgers ist der einzige Quarterback, der drei aufeinanderfolgende Saisons mit einem Passer Rating von über 110 gespielt hat. Und: Er hat mehr Touchdowns in Lambeau Field geworfen als alle anderen Packers-QBs zusammen.

Ein NFC-Coach sagte mal:

„Wenn Rodgers heiß ist, kannst du den Fernseher eigentlich ausmachen. Da passiert nichts mehr für dich.“Und ein Defensivspieler meinte: „Er macht Sachen mit dem Ball, die du nicht coachen kannst. Das ist Jedi.“

2023 dann das Drama: Wechsel zu den New York Jets, große Hoffnungen – und nach vier Snaps die Achillessehne gerissen. Das war’s erstmal. Aber wenn jemand mit 40 noch mal zurückkommt, dann Rodgers. Der Typ macht Ayahuasca-Retreats, hat eine Diät wie ein wie ein Yogaguru – und trotzdem den Arm eines Raketenwissenschaftlers.

Kurz gesagt: Rodgers ist kein Tier 1 mehr nach Verletzung – aber sein Name allein reicht, damit Defensive Coordinators anfangen, nervös zu schwitzen. Er ist nicht nur ein Quarterback, er ist eine eigene Epoche.

Der große Trend – Beine statt Raketen

Früher hieß es: „Quarterbacks müssen aus der Pocket gewinnen.“ Heute heißt es: „Wenn dein QB nicht laufen kann, bist du limitiert.“ Lamar, Allen, Hurts – die Beine sind kein Bonus mehr, sondern Waffe Nummer eins. In den 90ern haben die Coaches noch gesagt: „So ein Spielstil hält nicht lange.“ Heute sagen sie: „So ein Spielstil gewinnt dir Spiele.“

Also, wo stehen wir? Mahomes bleibt der Platzhirsch. Burrow ist der Chirurg, Lamar das dynamische Chaos, Allen das Rätsel – und Hurts der unterschätzte Anführer. Stafford schleicht sich hinten rein, Baker überrascht, und das Laufspiel ist längst keine „Spielerei“ mehr, sondern Teil des neuen NFL-DNA-Codes.

Selbst Matthew Stafford, einst der Prototyp des statischen Pocket-Passers, erlebt eine Neubewertung. Trotz seines späten Aufstiegs in die Top-Liga mit 37 Jahren sammelte er 26 Tier-One-Stimmen, fünf mehr als im Vorjahr. Ein knapper Playoff-Sieg gegen Philadelphia half sicherlich, doch es zeigt, wie dynamisch die Wahrnehmung von Quarterbacks geworden ist – Zahlen, Kontext und Narrative verschmelzen zu einer komplexen Bewertung.

Der Trend ist klar: Quarterbacks müssen heute nicht nur werfen, sondern auch laufen, improvisieren und Spiele kontrollieren. Die Liga bricht mit alten Stereotypen. Scrambles und geplante QB-Läufe sind nicht länger das Privileg von Ausnahmeathleten wie Randall Cunningham oder Michael Vick – sie sind Teil des modernen NFL-Quarterback-Arsenals.

Und genau deswegen lieben wir diese Rankings: Weil sie nicht nur Zahlen abbilden, sondern die Geschichten dahinter. Und weil sie uns zeigen: Egal wie klar Mahomes vorne wirkt – die Jagdgesellschaft wird größer.

Und so bleibt die Frage: Wer ist wirklich Tier 1? Mahomes, Burrow, Allen oder Jackson? Die Daten sprechen für eine Gleichrangigkeit, doch die öffentliche Wahrnehmung hinkt hinterher. Vielleicht entscheidet die nächste Saison darüber, wer die Krone endgültig trägt – oder zumindest, wer sie länger auf dem Kopf behält.

Hans Ewald

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