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EFA

Game Over nach Stuttgart? Die Liga spielt um mehr als nur den Titel

Eine ELF-Saison am Scheideweg

Es gibt Daten, die brennen sich ins Gedächtnis eines Football-Fans. 1995 – Start der NFL-Europe. 2007 – das Ende von NFL Europe. Und vielleicht wird auch der 7. September 2025 dazugehören. An diesem Tag steigt in Stuttgart das ELF-Finale. Oder, je nach Blickwinkel, das letzte Spiel einer Liga, die vor fünf Jahren mit großen Ambitionen angetreten war, um Football in Europa groß zu machen.

Doch in diesen Tagen wabert über der ELF nicht der Duft von Tailgate und Grillwürsten, sondern der schwere Nebel unbeantworteter Fragen. Wird es die Liga nächstes Jahr überhaupt noch geben? Wer bezahlt eigentlich das Stadion in Stuttgart? Und – vielleicht am wichtigsten – warum sitzen elf Franchises lieber in einem Zoom-Call mit der European Football Alliance (EFA) als in den Meetings ihrer eigenen Liga?

Willkommen im Drama der ELF-Saison 2025.


Zeljko geht, Ingo kommt – und die Liga wackelt

Der Abgang von Liga-Boss Zeljko Karajica zum Saisonende ist offiziell. Sein Nachfolger, der langjährige Fußballmanager Ingo Schiller, sollte eigentlich als Friedensstifter auftreten. Doch was als Charmeoffensive geplant war, entpuppte sich laut Teilnehmern eher als „Nebelkerze“. Die Botschaft an die EFA-Teams? Unklar. Die Wirkung? Eher das Gegenteil. Nach Schillers Auftritt fühlten sich die Abtrünnigen in ihrer Meinung bestätigt: „So geht’s nicht weiter.“

Die Raiders Tirol – immerhin eines der Aushängeschilder der Liga – machen keinen Hehl daraus. Markus Wieser, der Mann, der seit Jahren für die Tiroler plant, sprach gegenüber der APA Klartext: „Wir hatten nie Einblick, wie sich diese Zahlen genau zusammensetzen.“ Gemeint sind die Einnahmen aus Medien- und Sponsoringrechten. Nach fünf Jahren bleiben sie gering, Transparenz? Fehlanzeige. Und während die Liga wuchs wie ein Kind auf Zucker, hinkte die Infrastruktur hinterher.

Das Ergebnis: Spiele, die auf der Kippe standen, Franchises, die sportlich und wirtschaftlich überfordert wirkten, und eine Liga, die sich immer mehr strecken musste, um das eigene Narrativ vom europäischen Football-Wunderland am Leben zu halten.


Fehérvár sagt Servus, die EFA sagt „Hallo Zukunft“

Die Enthroners aus Ungarn haben bereits durchblicken lassen: Nach der Saison ist Schluss. Nicht, weil sie zur EFA wollen, sondern weil sie lieber in der österreichischen Liga spielen. Und dort vermutlich weniger Finanz-Achterbahn fahren müssen.

Die EFA dagegen legt den nächsten Gang ein. Elf Teams sind drin, ein zwölftes steht angeblich kurz vor der Unterschrift. In den Planungen für 2026 rechnet man bereits fest mit einer eigenen Liga. Und das alles passiert, während die ELF nicht mal sicherstellen konnte, dass das Finale in Stuttgart nicht zur Wanderbaustelle wird. Zwischenzeitlich war Duisburg als Ausweichort im Gespräch, weil die Bezahlung des Stadions in Stuttgart unsicher war. Inzwischen sieht es so aus, als bliebe das Spiel in der baden-württembergischen Landeshauptstadt. Aber allein die Tatsache, dass das überhaupt ein Thema war, spricht Bände.


Namensrechte – das nächste heiße Eisen

Und dann ist da noch das Branding-Problem. Wer die ELF liebt, liebt auch ihre Retro-Charme-Offensive: Rhein Fire, Galaxy, Thunder – Namen, die nach NFL Europe klingen und Football-Romantik pur versprühen. Blöd nur: Diese Rechte gehören der NFL, nicht den Teams. Die ELF hatte sie geliehen, wie ein Mietwagen, der bald zurückgegeben werden muss.

Heißt im Klartext: Wenn die Liga implodiert oder die Teams wechseln, müssen die großen Marken in den Schrank. Kein Fire mehr, keine Galaxy – und nein, Thunder schlägt dann auch nicht mehr in Berlin ein. Martin Wagner, der Manager von Rhein Fire, gibt sich betont gelassen: „Den Plan B gibt es. Aber der ist nicht so weit gediehen, dass man zum jetzigen Zeitpunkt darüber sprechen könnte.“

Plan B klingt gut, aber mal ehrlich: „Duisburg Blaze“ oder „Rhein Heat“ haben nicht denselben Sound wie das ikonische Fire. Zumal die NFL wohl kaum Lust hat, ihre alten Glanzstücke nochmal an eine Liga zu lizensieren, die gerade dabei ist, sich selbst zu zerlegen.


Fazit

Ob die ELF den Sprung schafft oder in die Riege der ambitionierten, aber kurzlebigen Football-Ligen eingeht, entscheidet sich in den nächsten Monaten. Fakt ist: Die Liga hat ein Transparenzproblem, ein Wachstumsproblem – und ein Glaubwürdigkeitsproblem.

Am 7. September in Stuttgart wird also nicht nur ein Champion gekürt. Es wird sich entscheiden, ob wir in ein paar Jahren sagen: „Weißt du noch, ELF? War ’ne geile Zeit.“ Oder ob wir darüber reden, wie die EFA das geschafft hat, was die ELF nicht konnte: eine professionelle, stabile Liga in Europa aufzubauen.

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