Warum sich 2007 und 2025 in Europas Football erstaunlich ähnlich anfühlen
Es gibt diese Déjà-vu-Momente im Sport, die sich nicht ankündigen, sondern einfach passieren. Für Footballfans in Europa fühlt sich die aktuelle ELF-Seifenoper genau so an. Flashback nach 2007: Die NFL zieht in New York den Stecker bei NFL Europe. Heute, 18 Jahre später, zieht eine Allianz von ELF-Teams in Europa an einem ganz anderen Kabel – dem ihrer eigenen Liga. Zwei völlig verschiedene Szenarien, zwei Epochen, zwei Märkte. Und trotzdem: dieselbe Melodie, nur ein anderer Takt.
1. Geld verbrennen ist auch nur ein Hobby
Damals hieß es: 30 Millionen Dollar Minus pro Saison. Ein teurer Spielplatz für eine Liga, die eigentlich Ausbildungscamp für NFL-Rookies war. Heute lautet der Vorwurf der EFA-Teams an das ELF-Büro: zugesagte Zahlungen fließen nicht, Investoren verlieren die Geduld. Man hat nichts gegen Leidenschaft und rote Zahlen – aber wenn das Vertrauen erodiert, hört der Spaß auf. Ob Dallas Cowboys oder Paris Musketeers: Football mag „Any Given Sunday“ sein, aber Bilanzen sind gnadenlos montagsmorgens.
Power Ranking „Finanz-Alarm“:
Rhein Fire
Frankfurt Galaxy
Vienna Vikings
(alle drei gelten als Schwergewichte in der Debatte um Ligafinanzierung)
2. Strategiewechsel mit Ansage
Roger Goodell sprach 2007 erstaunlich offen aus, was NFL Europe war: ein Sprungbrett, kein Selbstzweck. Dann kam die International Series – und der Rest ist (erfolgreiche) Geschichte. 2025 wollen die EFA-Teams ihre eigene „Phase zwei“ starten: weg vom Karajica-Modell, hin zu einer Liga, in der Commissioner und Budget von den Franchises bestimmt werden. Kurz gesagt: weniger „Single Owner Start-up“, mehr „NFL light“. Klingt revolutionär, ist aber im Kern derselbe Reflex wie damals in New York: Wir wollen Kontrolle über das nächste Kapitel.
Die 11 Teams der ELF:
Stuttgart Surge
Rhein Fire
Paris Musketeers
Madrid Bravos
Vienna Vikings
Tirol Raiders
Frankfurt Galaxy
Wroclaw Panthers
Prague Lions
Nordic Storm
Berlin Thunder
3. Machtfragen statt Schiedsrichterfragen
NFL Europe wurde aus Park Avenue ferngesteuert, ELF aus Hamburg und München. In beiden Fällen fühlen sich die Franchises wie Mieter in einem Haus, dessen Grundbuch jemand anders verwaltet. Mitbestimmung? Fehlanzeige. Kein Wunder, dass jetzt elf Teams den Mietvertrag kündigen wollen und unter dem Label EFA neu anfangen.
Die große Unbekannte: Was folgt?
Die International Series der NFL war ein Treffer in den Winkel – Wembley und Tottenham sind längst Pflichttermine. Ob die EFA denselben Drive hinbekommt, steht in den Sternen. Die Namen klingen jedenfalls nach „Power Ranking Top Ten“: Rhein Fire, Vienna Vikings, Frankfurt Galaxy, Stuttgart Surge – allesamt Zugpferde. Auf der anderen Seite hält die ELF mit Verträgen und Vertragsstrafen dagegen. Es riecht nach Overtime, vielleicht sogar nach Gerichtssaal-Football.
Droht nun der Gang vors Schiedsgericht?
Nach Informationen der „Bild“-Zeitung will die ELF den Auszug ihrer Schwergewichte nicht einfach hinnehmen. Der Plan: Wer aussteigt, darf nicht einfach unter anderem Label weiterspielen. Vertragsstrafen? Angeblich bis zu 500.000 Euro pro Team. In Footballsprache: ein fetter Hit für alle, die das Spielfeld wechseln wollen.
Damit steht Europa vor einer seltenen Szene: Football nicht nur auf dem Rasen, sondern auch vor dem Richter. Wer hat die besseren Verträge, wer die längere Atemluft? Overtime nicht im Stadion, sondern im Gerichtssaal – das wäre ein Novum selbst für diesen Sport.
Können sich ELF und EFA noch einigen
In ihrer Mitteilung lässt die ELF aber auch andere Töne anklingen: „Wir sind weiterhin offen für den Dialog mit allen aktuellen Franchises und verfolgen das Ziel, eine gemeinsame Basis für die Weiterentwicklung der Liga und des europäischen Footballs zu schaffen.“ Klingt nach ausgestreckter Hand, nach „Teammeeting“ statt „Holding Penalty“.
Ob daraus tatsächlich ein gemeinsames Playbook entsteht – oder ob beide Seiten schon längst andere Spielzüge üben – wird sich zeigen. Noch ist Zeit auf der Uhr. Aber die Two-Minute Warning läuft.
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